Die Sberbank, Russlnds größte russische Finanzinstitution, hat die Eintragung einer Marke beantragt, die ihr Logo in russischen und chinesischen Schriftzeichen für das Wort „Bank“ zeigt. Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Тasserklärte die Sberbank, sie wolle die Marke „mit der potenziellen Aussicht auf Interaktion mit dem chinesischen Publikum in der Grenzregion zu China“ registrieren lassen. Sber plant, bis Ende des Jahres die erste Filiale in China zu eröffnen. Die Gebiete Chabarowsk, Primorski und Transbaikalien, die Autonomen Regionen Amur und Jüdisches Gebiet sowie die Republik Altai grenzen an China.
Nach offiziellen Angaben wurde die Anmeldung am 30. August eingereicht. Die chinesischen Schriftzeichen befinden sich in der rechten unteren Ecke unter dem Logo der Sberbank.
Der erste stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bank, Alexander Wedjachin, hatte im Juli gesagt, dass der Prozess zur Eröffnung einer Sberbank-Filiale in China planmäßig verlaufe: „Die chinesische Aufsichtsbehörde nimmt alle Dokumente sehr genau und fordert sie in großen Mengen an.“ Ende April führte die Sberbank, die seit 2010 eine Repräsentanz in China unterhält, landesweit Überweisungen per Kontonummer in Yuan ein.
Laut Financial Times habe sich der Anteil Chinas am russischen Bankensektor seit Beginn der „SMO“ in der Ukraine vervierfacht. Chinesische Banken begännen, die westlichen Banken bei der Kreditvergabe an das russische Bankensystem abzulösen.
Nach Berechnungen der Kiewer Wirtschaftsuniversität, die die Zeitung zitiert, hat sich das Engagement von vier chinesischen Banken in Russland in den 14 Monaten bis März 2023 von 2,2 Milliarden Dollar auf 9,7 Milliarden Dollar vervierfacht, wovon 8,8 Milliarden Dollar auf die ICBC und die Bank of China entfallen.
Das ist immer noch nicht viel: Allein die russische Raiffeisen-Tochter konnte ihre russischen Aktiva im gleichen Zeitraum um 40 Prozent auf 29,2 Milliarden Dollar steigern, doch seit März sind sie auf 25,5 Milliarden Dollar gesunken, und die Bank gibt ihre Pläne, Russland zu verlassen, nicht auf.
Der Marktanteil chinesischer Banken ist zwar gering, wächst aber rasch. Vier Tochtergesellschaften chinesischer Banken hatten Interbankenkredite in Höhe von nur 1,4 Milliarden Euro in ihren Bilanzen. Das sind 3,3 Prozent des Gesamtvolumens, am 1. Februar 2022 waren es noch 0,7 Prozent.
Die Sberbank wurde nach der russischen „SMO“ in der Ukraine mit weitreichenden internationalen Sanktionen belegt: Die USA und Großbritannien haben ihr Vermögen eingefroren und Geschäfte mit ihr verboten, während die EU die Bank vom SWIFT-Datenaustauschsystem abgeschnitten hat.
Die Bank betonte zwar, dass die Restriktionen keinen Einfluss auf die aktuelle Situation im internationalen Zahlungsverkehr hätten, stellte aber Anfang Juni die Abwicklung von Zahlungen in chinesischer Währung ein. Das Portal Frank Media berichtete damals unter Berufung auf Callcenter-Betreiber der Sberbank, die Abwicklung sei „aufgrund der Politik der Korrespondenzbank“ ausgesetzt worden. Zehn Tage später nahm die Sberbank die Abrechnungen in Yuan wieder auf. Ihr Chef Herman Gref lehnte es ab, „alle Einzelheiten“ der Gründe für die Aussetzung zu erörtern.
[hrsg/russland.NEWS]
Kommentare