Russischer Automarkt erreicht Vorkrisenniveau erst 2027© russland.news

Russischer Automarkt erreicht Vorkrisenniveau erst 2027

Die Autoverkäufe in Russland werden frühestens in vier Jahren wieder das Vorkrisenniveau von 2021 erreichen – und das auch nur, wenn sich die geopolitische Lage verbessert, die Produktion steigt und die Parallelimporte zunehmen. Dies prognostiziert eine Studie von Trust Technology (vormals PwC). Die Studie prognostiziert für die kommenden Jahre auch eine steigende Nachfrage nach Ersatzteilen, die für die Erneuerung der alternden Fahrzeugflotte benötigt werden.

Die Studie, die den drei russischen Zeitungen KommersantForbes und Wedomosti zugänglich gemacht wurde, stellt zwei Szenarien vor – ein Basisszenario und ein optimistisches Szenario. Das Basisszenario geht davon aus, dass der Automarkt bis 2023 um 7 Prozent auf 670.000 Fahrzeuge wächst. Danach wird sich der Markt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 22 Prozent erholen. Das optimistische Szenario geht von einem Wachstum von 28 Prozent in diesem Jahr und einem weiteren Anstieg der Verkäufe um 18 Prozent pro Jahr aus.

Beide Szenarien gehen davon aus, dass der Markt erst im Jahr 2027 wieder das Vorkrisenniveau von 1,5 Millionen Fahrzeugen erreicht– unter der Annahme einer Verbesserung der geopolitischen Lage, der Produktionsentwicklung und von Parallelimporten.

Die Knappheit auf dem Neuwagenmarkt habe zu einem Anstieg der Nachfrage nach Ersatzteilen für die Wartung der bestehenden Fahrzeugflotte geführt, stellt Trust Technology fest. Der Markt für Kfz-Wartungs- und Reparaturteile ist im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent gewachsen. Der Markt für Kfz-Ersatzteile für die Erstausrüstung ist dagegen um 41,8 Prozent geschrumpft. Dieser Trend könnte sich bis 2023 noch verstärken, prognostizieren die Forscher. Die Preise für Autoteile sind laut der Kette Fresh Auto im vergangenen Jahr um 20 bis 40 Prozent gestiegen und werden auch in diesem Jahr weiter steigen.

Die Neuwagenverkäufe in Russland sind im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 um 58,7 Prozent gesunken (von 1,5 Millionen auf 626.000). Auch die Marktdynamik in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ist enttäuschend: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 45 Prozent weniger neue Pkw verkauft.

Die Prognose von Trust Technology ist die pessimistischste aller bisher abgegebenen Prognosen. So glauben  die Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft B1, dass Russland in den nächsten zwei Jahren wieder das Vorkrisenniveau bei den Neuwagenverkäufen erreichen kann. Und Autostat erwartet ein Marktwachstum von 25 Prozent im Basisszenario und 39 Prozent im optimistischen Szenario.

 Dennoch halten Experten die Prognose von Trust Technology für durchaus realistisch und verweisen auf die schwierige Situation der russischen Automobilindustrie. „Nur AutoVAZ und UAZ sowie in gewissem Umfang die chinesische Havalim Werk in der Region Tula verfügen heute über reale Produktionsvolumina vor Ort. Alle anderen Projekte stecken noch in den Kinderschuhen“, sagt der unabhängige Automarktexperte Wladimir Bespalow.

Zu Beginn der Woche hatte der Gouverneur der Region Samara, Dmitrij Asarow, während eines Gespräches mit Präsident Wladimir Putin über die Tätigkeit von AutoVAZ gesprochen

 Nach Angaben des Gouverneurs wurden im Jahr 2022 220.000 Fahrzeuge produziert, 48,9 % weniger als im Vorjahr (431.000).  „Die Pläne des Unternehmens für das nächste Jahr sehen vor, mindestens 400.000 Autos und  zerlegte Autobausätze (Car Kits) zu produzieren“, zitiert der Pressedienst des Kremls. AutoVAZ schätzt, dass der russische Automobilmarkt im Jahr 2022 einen Wert von 676.000 Fahrzeugen haben und sein Marktanteil einen Rekordwert von 27,9 Prozent erreichen wird.

Aus Daten von Rosstat hervor, dass die Produktion von Personenkraftwagen ist im Februar 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 69,9 Prozent gesunken ist. Im Februar wurden 32.500 Fahrzeuge produziert, 52,6 Prozent mehr als im Januar. Im Februar und Januar wurden insgesamt 53.900 Personenkraftwagen produziert, das sind 73,5 Prozent weniger als im Jahr 2022.

Die Knappheit an Neuwagen auf dem russischen Markt wird aller Voraussicht nach noch einige Jahre anhalten. Das wird zu höheren Preisen für Autos und Ersatzteile führen, die für die Instandhaltung der alternden Flotte sowie für den Personen- und Güterverkehr benötigt werden, und langfristig auch die Verkehrssicherheit beeinträchtigen.

[hrsg/russland.NEWS]

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