In Russland wurden die Bedingungen für den Rückzug ausländischer Unternehmen verschärft. Darüber berichtete zunächst die Zeitung RBK, später bestätigte dies die Zeitung Kommersant. Laut deren Angaben hat das russische Finanzministerium Briefe mit neuen Bedingungen für den Verkauf ausländischer Vermögenswerte an die Exekutivbehörden verschickt. Nach Berechnungen von Kommersant werden Verkäufer lediglich 5 Prozent des Marktwerts der verkauften Unternehmen erhalten.
Die Bedingungen für den Rückzug ausländischer Unternehmen ändern sich in Übereinstimmung mit einer Anweisung des Präsidenten Wladimir Putin vom 2. Oktober 2024. Der Mindestabschlag beim Verkauf von Vermögenswerten steigt nun von 50 Prozent auf 60 Prozent ihres realen Wertes. Der freiwillige, jedoch verpflichtende Beitrag zum russischen Staatshaushalt wird von 15 Prozent auf 35 Prozent des Marktwerts der Vermögenswerte erhöht. Die Zahlungen erfolgen nach einem festgelegten Plan: 25 Prozent müssen innerhalb eines Monats nach Abschluss des Geschäfts gezahlt werden, 5 Prozent innerhalb eines Jahres und weitere 5 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Darüber hinaus werden Geschäfte im Wert von mehr als 50 Milliarden Rubel (umgerechnet ca. 500 Millionen Euro) persönlich von Putin genehmigt.
Von ausländischen Unternehmen, die ihre Vermögenswerte in Russland verkaufen, wurde bereits Ende 2022 ein Abschlag sowie ein Beitrag zum Haushalt verlangt. Die Verkaufsbedingungen werden verschärft, um es ausländischen Unternehmen noch schwieriger zu machen, Russland trotz der Sanktionen der EU und der USA zu verlassen – so die Einschätzung von Experten, die von der Zeitung befragt wurden.
Allein im Jahr 2023 verkauften 93 ausländische Unternehmen ihre Vermögenswerte in Russland. Der Gesamtwert überstieg 11 Milliarden Dollar. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 34 solcher Geschäfte mit einem Gesamtvolumen von rund 1,9 Milliarden Dollar abgeschlossen. Der letzte bekannte Deal war der Verkauf der russischen Niederlassung des britischen Konzerns Unilever, einem der größten Hersteller von Konsumgütern weltweit. Unilever war seit 1991 in Russland tätig. Das Unternehmen verkaufte seine Vermögenswerte für schätzungsweise 35 bis 40 Milliarden Rubel (400 Millionen Euro) an die Arnest Gruppe. Zu den Vermögenswerten von Unilever gehören Fabriken in St. Petersburg, Omsk, Tula und Jekaterinburg.
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