Rosstat will Einnahmen und Ausgaben der Russen mit Daten von Banken und Geschäften verstärkt überwachen

Rosstat will Einnahmen und Ausgaben der Russen mit Daten von Banken und Geschäften verstärkt überwachen

Das russische Statistikamt Rosstat bereitet sich darauf vor, die Ausgaben der Russen über Banken und Einzelhandelsketten zu verfolgen, um die Methoden zur Bewertung der Einkommen und Ausgaben der Bevölkerung zu „verbessern“. Zu diesem Zweck wird Rosstat ein spezielles System zur Sammlung von Daten über die Einkäufe der Russen einsetzen.

Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Kategorien relativ reiche Russen (ab 100.000 Rubel pro Monat) und kinderreiche Familien gelegt.

Im staatlichen Beschaffungsportal heißt es in einer Ausschreibung von Rosstat, der Auftragnehmer solle im Rahmen dieses Vertrages bis Mitte November 2024 Empfehlungen für die Einführung eines Systems ausarbeiten, das es ermöglicht, in der amtlichen Statistik „detaillierte Informationen über die Ausgaben von Einzelpersonen“ mit Hilfe von „externen Quellen“ zu berücksichtigen.

Wenn Rosstat von Haushalten mit hohem Einkommen spricht, sind nicht die Superreichen aus der Forbes-Liste gemeint, sondern Haushalte, deren Einkommen deutlich über dem Durchschnitt liegt“, erklärt Elena Gorina vom Institut für Sozialpolitik an der Higher School of Economics in Moskau. „Solche Haushalte sind für Stichprobenerhebungen sehr schwer zu erreichen. Die Interviewer kommen zum Beispiel nicht in die Wohnungen, in denen diese Menschen leben, oder es ist schwierig, sie zu Hause zu erreichen, weil sie viel arbeiten“, erklärt sie.

Rosstat definiert die einkommensstärkste Bevölkerung als Bürger mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von mehr als 100.000 Rubel, derzeit etwa 1000 Euro, pro Monat, ohne eine weitere Aufschlüsselung innerhalb dieser Gruppe vorzunehmen. Nach den Ergebnissen von 2023 wurden solche Einkommen bei 11,2 Prozent der Bevölkerung registriert. Die größte Gruppe bildeten die Personen mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen zwischen 270 und 450 Euro. Sie machten 26,2 Prozent der Bevölkerung aus.

„Die kinderreichen Familien sind in den Mittelpunkt der Familien- und Bevölkerungspolitik gerückt (die Anweisungen des Präsidenten nach seiner Rede vor der Föderalversammlung beinhalten z.B. das Ziel, die Armutsrate unter kinderreichen Familien auf 12 Prozent zu senken). Daher die Forderung nach einer genaueren Untersuchung des Lebensstandards und der Lebensqualität kinderreicher Familien, auch um zusätzliche Formen der Unterstützung für sie zu entwickeln“, so die Expertin Gorina.

Laut Alexander Safonow, Professor an der Finanzuniversität der Regierung, gibt es mehrere Hindernisse für die Nutzung „externer Informationsquellen“ über die Ausgaben. An erster Stelle steht das Bankgeheimnis, das es den Banken verbietet, Daten über eine bestimmte Person an Dritte weiterzugeben, außer in gesetzlich festgelegten Sonderfällen (operative und investigative Tätigkeit, Gerichtsverfahren usw.). Darüber hinaus sind die Möglichkeiten der Erfassung von Bargeldtransaktionen stark eingeschränkt, und einige Ausgaben können vom Staat grundsätzlich nicht zurückverfolgt werden, wie zum Beispiel Transaktionen mit digitalen Währungen, so der Experte.

Derzeit erstellt Rosstat Indikatoren für die Ausgaben der privaten Haushalte auf der Grundlage einer Haushaltserhebung, an der vierteljährlich 48.000 Befragte teilnehmen. Die Methodik sieht vor, dass die Befragung durch ein Interview sowie durch Tagebucheinträge über die Ausgaben erfolgt, die die Haushalte selbst führen.

„Gleichzeitig werden große Mengen an Daten über getätigte Einkäufe gesammelt, zum Beispiel von Einzelhandelsketten, und in den Zahlungssystemen der Banken akkumuliert. Diese Informationsreihen können potenziell genutzt werden, um die im Rahmen der Stichprobenerhebung erhobenen Daten anzureichern“, so das Statistikamt.

[hrsg/russland.NEWS]

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