Putin fordert Gazprom auf, die europäischen Reserven zu erhöhen

Putin fordert Gazprom auf, die europäischen Reserven zu erhöhen

Präsident Putin hat Gazprom angewiesen, an der Erhöhung seiner Reserven in Europa, insbesondere in Österreich und Deutschland, zu arbeiten, nachdem das Abpumpen in Speicheranlagen in Russland abgeschlossen ist. Die Lage auf dem Weltenergiemarkt sei nach wie vor sehr unbeständig, sagte Putin bei einem Treffen über die Entwicklung der Jamal-Gasfelder.

„Sie und ich führen solche Gespräche regelmäßig, und das ist sehr wichtig, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf dem globalen Energiemarkt. Und wie Sie wissen, ist dieser nach wie vor extrem instabil“, sagte Putin zu Beginn des Treffens laut Website des Kremls.

„Alexej Borissowitsch, ich bitte Sie, nach Beendigung des Pumpens von Gas in die unterirdischen Speicher Russlands ab dem 7. oder 8. November mit den geplanten Arbeiten zur Erhöhung des Gasvolumens in den unterirdischen Speichern in Europa – in Österreich und Deutschland – zu beginnen“, so Putin zu Gazprom-Chef Alexej Miller.

Zuvor hatte Putin die Regierung angewiesen, Maßnahmen zur Neutralisierung der negativen Folgen der europäischen Energiekrise in Russland auszuarbeiten. Dies sollte bis zum 1. November geschehen.

Die Leiterin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat am 22. Oktober erklärt, dass die Europäische Wertpapiermarktaufsichtsbehörde den EU-Kohlenstoffmarkt auf Spekulationen überprüfen werde, da diese zu einem Anstieg der Gaspreise geführt haben könnten. Um das Problem mittel- und langfristig zu lösen, so Frau von der Leyen, einigten sich beide Seiten darauf, „zu prüfen, wie eine strategische Gasreserve aufgebaut werden kann, die Möglichkeiten für eine gemeinsame Beschaffung zu erkunden“ und „unsere Verbindungen zu verschiedenen Lieferanten zu stärken, um unsere Versorgung zu diversifizieren, und die Arbeit an den (Energie-)Verbundnetzen zu beschleunigen“.

Nach der Ankündigung, dass Gazprom plane, die Speicher in der EU aufzufüllen, ist der europäische Gaspreis gesunken. Der Preis für November-Futures am TTF-Hub in den Niederlanden fiel im Handel an der ICE-Börse um 4,394 Prozent. Gas wird derzeit mit 84,6 Euro pro MWh (etwa 1015 Dollar pro 1.000 Kubikmeter) gehandelt. Bei der Eröffnung lag der Preis bei 88,6 Euro pro MWh und hatte sich vor der Ankündigung der Pläne, europäische Speicher zu füllen, um die 87 Euro herum bewegt.

Nach Angaben der Financial Times (FT) hat Gazprom seine Speicherkapazitäten in Europa so weit geleert, so dass seine Gasreserven nun auf einem niedrigeren Niveau liegen als die der anderen Unternehmen.

„Die größten Engpässe bestehen dort, wo sich die Anlagen von Gazprom befinden. Putin und Gazprom bekräftigen, dass sie alle ihre langfristigen Lieferverträge mit den Kunden erfüllt haben. Nun, sie haben ihre Kunden beliefert, aber nicht sich selbst“, zitiert die Zeitung Domenicantonio De Giorgio, Dozent für Finanzen an der Katholischen Universität Heiliges Herz in Mailand, der die Daten von Gas Infrastructure Europe analysiert hat.

Seinen Berechnungen zufolge liegen die europäischen Gasreserven ohne Berücksichtigung der Speicheranlagen von Gazprom auf dem durchschnittlichen Niveau der letzten fünf Jahre. Wenn man jedoch die Reserven mit einbezieht, sind es nur knapp über 75 Prozent, verglichen mit 85 bis 95 Prozent in den letzten fünf Jahren.

So ist beispielsweise der von Gazprom kontrollierte Speicher in Rehden, Deutschland, der etwa ein Fünftel der gesamten deutschen Speicherkapazität ausmacht, nur zu 10 Prozent gefüllt. Ein weiterer großer von Gazprom kontrollierter Speicher in Haidach, Österreich, ist nur zu 20 Prozent gefüllt. Gazprom kontrolliert etwa ein Drittel aller Gasspeicher in Deutschland, Österreich und den Niederlanden.

Der Zeitung zufolge nährt dies die Befürchtung, dass Russland die Gaslieferungen nach Europa absichtlich einschränken könnte, um die Gaspreise angesichts der zunehmenden Knappheit zu erhöhen. Gazprom hat auf die Anfrage der FT nicht reagiert. Zuvor hatte das Unternehmen erklärt, es habe alle seine Lieferverpflichtungen erfüllt.

[hrsg/russland.NEWS]

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