Leiter des Russland Kompetenzzentrums Düsseldorf Aaron Röschke: „Die fetten Jahre sind nicht vorbei“Leiter des RKD Düsseldorf Aaron Röschke

Leiter des Russland Kompetenzzentrums Düsseldorf Aaron Röschke: „Die fetten Jahre sind nicht vorbei“

Das Russland Kompetenzzentrum (RKD) bei der IHK Düsseldorf ist als Anlaufstelle für Unternehmen, die an Geschäftskontakten mit Russland interessiert sind, weit über die Grenzen von NRW bekannt. Aaron Röschke (32) leitet das Projekt seit März 2019. russland.NEWS traf sich mit dem neuen Leiter des RKD, um über den aktuellen Stand der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehung zu reden.

Herr Röschke, das RKD existiert seit 18 Jahren und hat sowohl Krisen als auch „fette Jahre“ in den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen erlebt. Wie würden Sie jetzt die heutige Situation beschreiben? Sind die „fetten Jahre“ vorbei?

Röschke: Für das RKD würde ich nicht sagen, dass die fetten Jahre, wie Sie es ausgedrückt haben, vorbei sind. Denn gerade in nicht ganz einfachen Zeiten kommen die Unternehmen zu uns und bitten um Unterstützung. Darunter sind einerseits Firmen, die schon lange Geschäfte in Russland machen und andererseits absolute Newcomer. Letztere sind meistens Unternehmen, deren Kunden schon in Russland aktiv sind und die sich deswegen für den Einstieg in den russischen Markt interessieren. Also, das Interesse ist weiterhin da, nur die Fragen haben sich geändert.

Inwiefern?

Röschke: Es ist weniger das generelle Interesse am russischen Markt, sondern die Anfragen gehen viel mehr ins Detail. Es sind spezifische Fragen zu Export, Lizenzen oder Zulassung von Produkten. Also müssen wir für die Unternehmerschaft relevante Veranstaltungen konzipieren und Dienstleistungen bieten, die ihnen weiterhelfen.

Woher nehmen Sie die Expertise?

Röschke: Das ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Quellen und Erfahrungen. Häufig sind das sehr knifflige Anfragen. Wir können aber auch auf ein großes Netzwerk an Fachleuten zurückgreifen.

Hat die deutsche Wirtschaft mit den Sanktionen zu leben gelernt?

Röschke: Ich denke, man hat sich mit den Sanktionen arrangiert, nachdem gerade am Anfang die Unsicherheit groß war. Die Unternehmen, die den russischen Markt beliefern, müssen sich genau anschauen, an wen und was sie exportieren: ob ihre Abnehmer vielleicht auf der Sanktionsliste stehen? Oder gehören ihre Produkte zu den sogenannten Dual-Use-Gütern? Mittlerweile kommen die deutschen Hersteller damit zwar ganz gut zurecht, der Aufwand der Exportkontrolle ist jedoch gestiegen.

Aus welchen Branchen kommen Ihre Kunden?

Röschke: Das ist wirklich die komplette Bandbreite. Wir haben IT-Dienstleister, Logistiker, Medizintechnikhersteller, Maschinenbauer und, und, und

Wenden sich auch russische Unternehmen an das RKD?

Röschke: Russische Regionen wollen bei uns ihr Investitionspotenzial präsentieren. Auch einzelne russische Unternehmen, für die der deutsche Markt als der größte europäische Markt interessant ist, wenden sich an uns. Neulich hatten wir zum Beispiel eine Anfrage von einer russischen IT-Firma, die 3D-Druck anbietet.

Alle vier Jahre wird entschieden, ob das RKD verlängert wird…

Röschke: Wir haben vier Partner: die IHK Düsseldorf, die AHK in Moskau, die Stadt Düsseldorf und die Messe Düsseldorf. Alle vier Jahre setzen sich diese Partner zusammen und beschließen, ob das Projekt weitergeführt wird. Und genau in diesem Jahr wurde beschlossen, das RKD auch die nächsten vier Jahre weiterzuführen. Denn auf Seiten aller Beteiligten besteht großes Interesse. Das sehen wir in unserer täglichen Arbeit.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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