Moskau begrüßt die Entscheidung Dänemarks für Nord Stream 2, sagte der russische Präsident Wladimir Putin auf einer Pressekonferenz nach Gesprächen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban.
„Dänemark hat sich als verantwortungsbewusster Teilnehmer der internationalen Kommunikation erwiesen und seine Interessen und Souveränität gewahrt. Ebenso die Interessen seiner wichtigsten Partner in Europa, die sehr daran interessiert sind, die Versorgung des europäischen Marktes mit russischem Erdgas zu diversifizieren“, so Putin.
Dänemark hat gestern dem Betreiber von Nord Stream 2 die Genehmigung erteilt, die Gaspipeline durch seine Gewässer zu verlegen. Von dieser Entscheidung hing es ab, ob die für Ende dieses Jahres geplante Inbetriebnahme der Gaspipeline verschoben wird: Dänemark war das einzige Land, das die Verlegung von Rohren durch sein Hoheitsgebiet nicht erlaubte. Nach der Bekanntgabe über die Entscheidung aus Kopenhagen stieg die Gazprom-Aktie an der Moskauer Börse um 3,3 Prozent.
90 Prozent von Nord Stream 2 wurden bereits verlegt. Dänemark hat die Genehmigung jedoch so spät erteilt, dass die Verlegung des letzten Abschnitts erst Ende November beginnen kann. Dies bedeutet, dass Nord Stream-2 nicht vor dem Jahr 2020 in Betrieb genommen werden kann. Für Gazprom ist dies nicht nur ein symbolisches Datum. Am 1. Januar läuft der Vertrag über den Transit von Gas durch die Ukraine aus, den Nord Stream 2 ersetzen soll. Die Verhandlungen mit der Ukraine und der EU über dessen Verlängerung haben noch keine Ergebnisse gebracht. Wenn dies so weitergeht, könnte es in Europa zu einer erneuten Neujahrskrise in Sachen Gasversorgung kommen.
Der Vorsitzende des Ost-Ausschuss – Osteuropavereins der Deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes, kommentierte die Genehmigung von Nord Stream 2 durch die dänische Regierung mit diesem Statement:
„Das grüne Licht der dänischen Behörden für Nord Stream 2 ist eine sehr gute Nachricht für die europäischen Verbraucher und sichert die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Die zusätzlichen Gaslieferungen helfen uns, in Zeiten sinkender EU-Eigenförderung und steigender Nachfrage Energiepreise stabil zu halten. Erdgas als Brückenenergie spielt nach Atom- und Kohleausstieg eine entscheidende Rolle dabei, unsere ambitionierten Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Nord Stream 2 wird dringend benötigte zusätzliche Kapazitäten zur Versorgung Europas mit Erdgas schaffen, ohne dass andere Routen dadurch überflüssig werden. Jede zusätzliche Importoption erhöht den Wettbewerb auf dem europäischen Gasmarkt und kommt damit allen EU-Ländern und auch den Anrainerstaaten zugute.
Wir freuen uns, dass die dänischen Behörden letztlich nach Recht und Gesetz entschieden haben und ein genehmigungsfähiges Projekt nicht länger blockieren. Die Entscheidung für Nord Stream 2 ist keine Entscheidung gegen die Ukraine. Diese wird weiter als wichtiges Transitland für russisches Erdgas benötigt, um die steigende Nachfrage zu stillen und die Bezugswege zu diversifizieren. Deshalb benötigen wir bis Jahresende einen neuen Gas-Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine und begrüßen die intensiven Bemühungen von EU-Kommission und Bundesregierung die laufenden Verhandlungen um Erfolg zu führen.
Nord Stream 2 ist kein deutsch-russisches Vorhaben, sondern ein privatwirtschaftliches Projekt russischer und europäischer Energiekonzerne. Nord Stream 2 hat bereits sechs Milliarden Euro in die Pipeline investiert, an deren Bau mehr als 1.000 Unternehmen aus 25 Ländern beteiligt sind. Zur Finanzierung des Projektes tragen Unternehmen aus Russland, Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Frankreich bei.“
[hrsg/russland.NEWS]
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