Katar kauft sich bei Wnukowo ein und Russline fliegt nach Leipzig

Der Moskauer Flughafen Wnukowo bekommt bis Mitte des Jahres einen ausländischen Miteigentümer. Die arabische Fluggesellschaft Qatar Airways will 25 Prozent der Aktien und damit die Sperrminorität am drittgrößten Airport der russischen Hauptstadt kaufen, teilte die Wirtschaftszeitung Kommersant mit.

Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten gestern Vertreter der Eigentümer des Flughafens und der Geschäftsführer des katarischen Unternehmens, Akbar al-Baker. Zu Umfang und Struktur des Geschäftes wurden keine Angaben gemacht. Seinen Worten nach sieht Qatar Airways „das riesige Potential“ für die Entwicklung seines Business in Wnukowo: „Im Unterschied zu Domodedowo und Scheremetyevo, wo die Kapazitäten ausgeschöpft sind, bietet die Infrastruktur von Wnukowo noch Reserven.“

Zudem will Qatar Airways, die bisher aus Domodedowo fliegt, ihr Flugangebot in der Russischen Föderation erweitern. Wie Kommersant schreibt, könnten Moskau und Doha schon in den nächsten Tagen ein neues Luftverkehrsabkommen unterschreiben, das die alte Vereinbarung zwischen beiden Staaten von 1991 ersetzen soll.

Das Unternehmen Qatar Airways, erst 1997 gegründet, ist eine der größten Fluggesellschaften des Nahen Ostens. Mit rund 14.200 Starts im Jahr fliegt sie mehr als 150 Länder an und gehört zur Allianz OneWorld. Ihr gehören 49 Prozent an der italienisch Meridiana, 20 Prozent an der International Airlines Group, der Holding von British Airways und Iberia, jeweils 10 Prozent an der südamerikanischen LATAM und der chinesischen Cathay Pacific. Der Reingewinn war 2016 um 22 Prozent, auf 541 Millionen Dollar gestiegen. Jedoch gab es 2017 heftige Verluste, da im Juni Saudi-Arabien und andere arabische Länder Doha der Unterstützung des Terrorismus beschuldigten und Qatar Airways Flüge in diese Länder und durch ihren Luftraum untersagten.

Auch der am drittstärksten frequentierte Flughafen Russlands hatte mit Verlusten zu kämpfen, nachdem im Oktober 2015 die Fluggesellschaft Transaero, die in Wnukowo beheimatet war, ihren Betrieb einstellte und zudem weitere internationale Airlines Moskau überhaupt oder Wnukowo nicht mehr anflogen. Der Rückgang der Beförderungsleistungen im Jahr 2016 um 12 Prozent auf 13,9 Mio. Passagiere brachte dem Flughafen ein Minus von 219 Millionen Rubel, das ist doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Doch 2017 stieg vor dem Hintergrund des Anziehens der allgemeinen Konjunktur auch die Zahl der Flugpassagiere um 30,1 Prozent, auf 18,1 Mio., was einen Umsatz von fast 3,5 Mrd. Rubel brachte.

Qatar Airways plant nun, beim russischen Verkehrsministerium zusätzliche Flugrechte für Inlandsflüge zu beantragen. Diese werden dann vermutlich von Wnukowo, aber auch nach wie vor von Domodedowo aus bedient. Russland hat inzwischen unbeschränkte Flüge nach Sotschi, Kaliningrad und nach Wladiwostok angeboten. Kommersant zufolge könnte das neue Abkommen in den nächsten Tagen unterschrieben werden.

„Vor dem Hintergrund der angespannten politischen Lage muss sich die russische Wirtschaft ‚weniger traditionellen Investoren‘ suchen“, erklärte der Chefexperte des Institutes für Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik der Moskauer Wirtschaftshochschule, Fjodor Borisov. Seiner Meinung nach braucht Wnukowo einen finanzstarken Partner, mit dem sich der Verkehrsknoten entwickeln lässt.

Vor wenigen Tagen hat eine weitere Fluggesellschaft, der regionale Carrier Russline, ihren Umzug von Domodedowo nach Wnukowo bekanntgegeben.

Russline bedient zwölf Strecken im Land — Belgorod, Workuta, Woronesch, Iwanowo, Ischewsk, Kirow, Kursk, Lipezk, Pensa, Tambow, Uljanowsk, Elista sowie mit Leipzig ein ausländisches Ziel. Die Flotte besteht aus 24 Bombardier CRJ 100/200 mit 50 Sitzen. Dem Generaldirektor des Unternehmens, Dmitrij Mirgorodski, zufolge ist der Grund des Umzugs, dass die Passagieren „einen Flughafen brauchen, von dem aus sie schnell und bequem ins Stadtzentrum oder zu einem anderen Flug gelangen können.“ Das sei bei Wnukowo der Fall. „Der Airport hat eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung und das Terminal ist nicht überfüllt, es gibt keine langen Schlangen vor den Schaltern. Das ist heute Reisekomfort“, lobt der Manager.

[hh/russland.NEWS]

 

 

Kommentare