In den Streit um die vermeintliche russische Eimischung in den US-Wahlkampf 2016 rücken die beiden sozialen Netzwerke Facebook und Twitter verstärkt in den Mittelpunkt. Erst in der vergangenen Woche mussten sich beide IT-Riesen vor einem Ausschuss des US-Senats verantworten. Nun sollen sie über russische Investoren mit Kreml-nahen Institutionen verbunden gewesen sein, wie aus den Paradise Papers hervorgeht.
Es muss 2009 gewesen sein, als sich der russische Milliardär Yuri Milner mit seinem Investitionsfond DST Global und Alisher Usmanow, damals bei Gazprom für Investitionen zuständig, entschlossen, Aktien von Facebook zu erwerben. Damals gestalteten sich die Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten wesentlich harmonischer als heutzutage – die Reset-Taste zum symbolischen Neustart der Beziehungen zwischen Russland und den USA drückten Hillary Clinton Sergei Lawrow im März 2009
Über den Hauptsitz in Hongkong investierte DST Global damals Milliarden von US-Dollar in Internet-Unternehmen auf der ganzen Welt. Darunter auch Facebook und Twitter. Solche Investitionen waren passive Anlagen, der Fonds hatte keinen Einfluss auf die Aktivitäten dieser Unternehmen und versuchte nicht, diesen Einfluss zu erhalten. Milner sieht sich inzwischen Anschuldigungen ausgesetzt, er habe die amerikanische Demokratie untergraben wollen – durch über soziale Netzwerke ausgeübte politische Einflussnahme.
Er reagierte auf Vorwürfe über DST Global – veröffentlicht von der New York Times. Sein Fonds habe nicht die Kontrolle über die Unternehmen erlangen wollten. „Als wir über Deals mit Facebook und Twitter verhandelten, verlangten wir keine Sitze in den Aufsichtsräten und gaben alle unsere Stimmen an die Gründer der Unternehmen ab, weil sie glaubten, dass sie besser wissen, wie sie ihre Unternehmen führen sollten“, so Milner.
2011 beendete man die Aktienkäufe Facebook und Twitter. Im Jahr 2012 ging Facebook und Twitter im Jahr 2013 an die Börse. Danach verkaufte DST Global seine Anteile wieder. Im Jahr 2013 verkaufte DST Global seine Anteile an Facebook und 2014 die von Twitter.
Das geschah lange vor den Präsidentschaftswahlen in den USA im Jahr 2016 und vor den Sanktionen nach den Ereignissen in der Ukraine. Im September 2017 wurde Milner als einziger Russe in die Forbes-Liste der 100 größten Wirtschaftsköpfe unserer Zeit aufgenommen wurde.
Wieviel die russischen Investoren an dem Deal verdient haben? In den Paradise Papers spricht man von großen Gewinnen. Laut Guardian kosteten die 2011erworbenen Anteile an Twitter durch Milners DST Global 191 Millionen Dollar – dabei auch Gelder der VTB-Bank. Laut Milner brachte der Verkauf der Twitter-Aktien im Jahr 2014 den Investoren 240 Millionen US-Dollar. Auf der Grundlage von Daten von Appleby genehmigte die Gazprom Investholding von Usmanov ein Darlehen 920 Millionen US-Dollar an die Firma Kanton Services, die das Geld in Milners Fonds für den Kauf von Facebook-Aktien investierte. Kanton Service ist auf den Jungfrau Inseln als Dienstleister für Unternehmensfinanzierungen registriert. Verkauft wurden die Anteile an Facebook für rund 1,6 Milliarden US-Dollar. –
Keine schlechten Geschäfte – aber deswegen politisch verwerflich?
Es sei nicht Ungewöhnliches darin, dass Investmentfonds Gelder von verschiedenen internationalen Strukturen akzeptiert. Alle von ihnen, einschließlich des Milliardärs Alisher Usmanov, der VTB Bank und einer Reihe von Staatsfonds aus der ganzen Welt, sind passive Investoren und haben keinen Einfluss auf die Auswahl der Unternehmen, in die der Fonds investiert. „VTB ist die einzige Regierungsstruktur, die in DST Global investiert hat“, heißt es in dem Statement. Weniger als fünf Prozent der Mittel gingen von der VTB Bank ein.
Der amerikanische Technikblog Recode veröffentlichte einen persönlichen Brief von Yuri Milner. „Die Idee, dass wir zugunsten Russlands arbeiten, um in soziale Netzwerken gegen die amerikanische Demokratie zu agitieren, ist aus vielen Gründen eine Fiktion“, schrieb Milner. „In Wirklichkeit waren die Investitionen von DST Global im Silicon Valley von einer reinen Geschäftslogik motiviert, die auf zehn Jahren Erfahrung im Umgang mit Internet-Unternehmen basiert… Für alle, die die Branche kennen, ist die Vorstellung, dass all diese Arbeit von politischen Erwägungen bestimmt ist, einfach unglaubwürdig.“
[hub/russland.NEWS]
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