Zwischen 50 Prozent und 70 Prozent der verfügbaren Glasfaserinfrastruktur in West-Ost-Richtung werden im Jahr 2025 das Ende ihrer garantierten Nutzungsdauer erreichen. Dies erklärte Pawel Kolotschkin, Vertriebsleiter des Infrastrukturunternehmens Atlas, wie die Zeitung Wedomosti berichtet.
Wie der Analyst Alexei Boiko der Zeitung mitteilte, bedeutet das Ende der Garantiezeit für das Kabel „keinen sofortigen massiven Ausfall“, es komme jedoch zu einer Zunahme lokaler Schäden und zu höheren Kosten für die Wartung des Netzes. Die Kosten für den Bau von einem Kilometer Glasfaser-Hauptleitung werden auf eine Million Rubel (derzeit 11.000 Euro) geschätzt, können aber „um ein Vielfaches steigen“, wenn Hindernisse wie Flüsse überwunden werden müssen. Somit kann der vollständige Austausch der Kabel, deren Garantiezeit abläuft, „Hunderte von Milliarden Rubel kosten”.
Nach Schätzungen des Analyseunternehmens J’son & Partners Consulting müssen zwischen 2020 und 2030 mehr als 400.000 Kilometer Glasfaserkabel mit einer Lebensdauer von mehr als 20 Jahren ersetzt werden. Nach Angaben des Analyseunternehmens erreichte die Länge der Hauptglasfaserkabel großer Betreiber Ende 2020 etwa 700.000 Kilometer. Von der Modernisierung sind nicht nur Betreiber allgemeiner Kommunikationsnetze, sondern auch Betreiber behördlicher Netze betroffen, beispielsweise aus den Bereichen Eisenbahn, Energieversorgung, Öl- und Gasindustrie.
Die Produktion von Glasfaserkabeln in Russland ist in der ersten Hälfte des Jahres 2025 um 25 Prozent auf 1 Million Kilometer zurückgegangen, wie aus Daten des Verbandes Elektrokabel (AEK), hervorgeht. Marktexperten führen dies auf den Rückgang der Investitionskosten der Telekommunikationsbetreiber für neue Projekte sowie auf den Preisunterschied zu chinesischen Herstellern zurück, deren Produkte vom Staat subventioniert werden. Aus der Präsentation der AEK geht hervor, dass auch das Geldvolumen des Glasfaserkabelmarktes um 17 Prozent zurückgegangen ist.
Der Generaldirektor eines russischen Kabelherstellers sagte, dass der aktuelle Rückgang auf „eine Folge der allgemeinen Abnahme der Investitionstätigkeit im Land“ sei. Andere Markteilnehmer sprechen von „makroökonomischen Turbulenzen“.
Gleichzeitig stieg laut Angaben der AEK in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 das Importvolumen von Glasfaserkabeln um 8 Prozent auf 28,7 Millionen US-Dollar. Dabei stieg der Anteil des Hauptimporteurs China um 50 Prozent auf 22,2 Millionen Dollar, während der Anteil von Belarus um 25 Prozent auf 4,9 Millionen Dollar zurückging. Die Exporte stiegen um 12 Prozent auf 9,7 Millionen Dollar. Die wichtigsten Exportländer waren Kasachstan mit 2,4 Millionen Dollar (plus 77 Prozent), Usbekistan mit 1,9 Millionen Dollar (plus 24 Prozent) und Weißrussland mit 1,2 Millionen Dollar (Verdopplung).

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