Gazproms letzter Großkunde in Westeuropa beschleunigt Ausstieg aus russischer Gasversorgung

Gazproms letzter Großkunde in Westeuropa beschleunigt Ausstieg aus russischer Gasversorgung

Österreich, Gazproms letzter Großkunde in Westeuropa, wird den Ausstieg aus dem russischen Gas beschleunigen. „Die Lieferungen aus Russland sind unzuverlässig und werden es auch bleiben“, sagte Energieministerin Leonore Gewessler am Montag nach einem Treffen mit Chefs von Energieunternehmen.

Österreich, das immer noch mehr als die Hälfte seines Gasverbrauchs aus Russland deckt, bewege sich nicht „schnell genug“, um „russisches Gas zu eliminieren“.

Vor dem Krieg in der Ukraine machte Gas von Gazprom 80 Prozent des österreichischen Marktes aus. Dieser Anteil sank im Februar auf nur noch 57 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland importierte 55 Prozent seines Gases aus Russland, hat seine Abhängigkeit aber inzwischen auf Null reduziert.

Die österreichische Regierung hat den heimischen Unternehmen bereits untersagt, neue Gasverträge mit Russland abzuschließen. Der größte von ihnen, die österreichische OMV, ist jedoch noch über einen langfristigen Vertrag bis 2040 an die Gazprom-Pipeline angeschlossen.

Russisches Gas gelangt über die Ukraine nach Österreich – im Rahmen eines Transitvertrags, der 2024 ausläuft. Danach könnte der Gasfluss völlig zum Erliegen kommen, warnte vergangene Woche der ukrainische Energieminister Herman Galuschtschenko. Nach Österreich könnte auch die Slowakei, die 95 Prozent ihrer Importe von Gazprom bezieht, ohne Gas dastehen.

Sollte der Gasfluss stoppen, könnte es zu einem Preisschock auf den mitteleuropäischen Märkten kommen, sagte Walter Botz, Energieberater der österreichischen Regierung.

Die derzeitige Preissituation sei gut, da sich die Gasnotierungen seit dem Höhepunkt des Krieges verzehnfacht hätten. Das könne sich aber schnell ändern, wenn die Lieferungen aus Russland plötzlich ausblieben, so Botz.

Laut Gewessler sind die Risiken für die Wirtschaft derzeit ausgewogen. Österreichs Gasspeicher – die fünftgrößten Europas – sind zu 81 Prozent gefüllt, im Vorjahr waren es 45 Prozent.

Durch die Unterbrechung der Gaslieferungen in europäische Länder und den Verlust der Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 hat Gazprom im vergangenen Jahr die Hälfte seiner Exporte ins Ausland verloren und mit 100 Milliarden Kubikmetern die niedrigste Menge seit der Sowjetunion erreicht. In diesem Jahr werden sich die Exporte nach Prognosen der Energiekommission des Staatsrates weiter halbieren und mit 50 Milliarden Kubikmetern das Niveau der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erreichen.

[hrsg/russland.NEWS]

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