Die westlichen Sanktionen haben Gazprom schwer zugesetzt, wie aus einem internen Bericht für die Gazprom-Führung hervorgeht, über den die Financial Times berichtet. Der Gasriese steht vor großen Problemen durch den Rückgang der Exportmengen. Es sei unwahrscheinlich, dass das Unternehmen die nach Beginn des militärischen Konflikts in der Ukraine verlorenen Gasexportmengen bis mindestens 2035 zurückgewinnen könne. Der Bericht stellt auch fest, dass es für das Unternehmen schwierig sein wird, ohne erhebliche staatliche Unterstützung wieder zu wachsen. Der Anteil von Gazprom an den russischen Exporten werde zurückgehen, da Pipeline-Gaslieferungen weniger sanktionsanfälligem LNG weichen würden, für dessen Produktion in großem Maßstab das Unternehmen noch nicht über erprobte Technologien verfüge.
Die Financial Times zitiert Elina Rybakova, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics in Washington, die den Bericht als „sehr düster“ bezeichnet. Gazprom befinde sich in einer Sackgasse. Die Gaspipeline „Kraft Sibiriens 2“ stelle für Gazprom ein großes finanzielles Problem dar, da sie hohe Investitionen erfordere, die sich erst in der zweiten Hälfte der 2030er Jahre auszahlten. Woher das Geld kommen soll, ist unklar. Schon heute ist Gazprom hoch verschuldet. Das Projekt wird vorerst nur zu einem starken Anstieg der Kapitalinvestitionen führen. „Gazprom wäre besser beraten, das Gas im Boden zu lassen, bis das Unternehmen das Problem des Baus eigener LNG-Anlagen gelöst hat“, sagte Rybakowa.
Für das Jahr 2023 hat Gazprom zum ersten Mal seit 25 Jahren einen Jahresverlust ausgewiesen. Dieser betrug 629 Milliarden Rubel gegenüber einem Gewinn von 1,23 Billionen Rubel im Vorjahr. Der Umsatz von Gazprom sank im Vergleich zu 2022 um 27 Prozent auf 8,542 Billionen Rubel. Der Umsatz im Gasgeschäft sank um 43 Prozent auf 4,41 Billionen Rubel, während der Umsatz im Ölgeschäft um 4 Prozent auf 3,52 Billionen Rubel und im Stromgeschäft um fast 9 Prozent auf 606 Milliarden Rubel stieg. Kurz nach der Veröffentlichung des Berichts verzichtete das Unternehmen auf die Auszahlung der Dividende, die Gazprom-Aktie stürzte ab.
Wegen des Lieferstopps nach Europa und Unstimmigkeiten mit China drosselt das Unternehmen die Produktion und friert Bohrlöcher in Russland ein. Die Gasförderung von Gazprom erreichte ein Rekordtief in der Unternehmensgeschichte. Im Vergleich zu 2022 hat das Unternehmen die Förderung um 13 Prozent oder 53,9 Milliarden Kubikmeter und im Vergleich zu 2021 um 30 Prozent oder 156 Milliarden Kubikmeter reduziert. Dies ist das schlechteste Ergebnis in der 34-jährigen Geschichte des Unternehmens.
Im Jahr 2008 prognostizierte Gazprom-Chef Alexej Miller, dass die Marktkapitalisierung des Unternehmens eine Billion Dollar erreichen und der Gaskonzern in sieben bis acht Jahren das größte börsennotierte Unternehmen der Welt sein werde.
[russland.NEWS]
Quellen:
https://www.ft.com/content/21f8f63f-80d6-455f-abf8-fce269d70319
https://pro.rbc.ru/demo/6661f96a9a7947fd95437050
https://web.telegram.org/a/#-1001521490869
https://ria.ru/20080610/109793434.html
Kommentare