Gazprom drosselt Lieferungen an europäische Gasspeicher

Gazprom drosselt Lieferungen an europäische Gasspeicher

Seit dem 31. Juli hat Gazprom die Einspeisung in unterirdische Speicheranlagen in Europa reduziert, berichtet Interfax unter Berufung auf Daten des Portals Gas Infrastructure Europe. Die Einspeisung in die größten von dem russischen Unternehmen genutzten Speicher in Österreich (Haidach), Deutschland (Rehden) und den Niederlanden (Bergermeer) ging zurück. Die österreichische Energieagentur verkündete jüngst, dass die Erdgasspeicher des Landes so leer seien wie noch nie. Sie seien gerade noch zu 30 Prozent gefüllt, während es sonst um diese Jahreszeit zwei Drittel seien.

Gleichzeitig sind die Gaslieferungen nach Europa über die Jamal-Europa-Pipeline (durch Belarus und Polen nach Deutschland) zurückgegangen. Nach Angaben des deutschen Transitunternehmens Gascade sanken sie von 84 Millionen Kubikmetern auf 50 Millionen Kubikmeter am Samstag und 60 Millionen Kubikmeter am Sonntag.

Zuvor hatte eine erneute Weigerung von Gazprom, zusätzliche Transitkapazitäten durch die Ukraine für August zu buchen, einen Rekordanstieg der europäischen Gaspreise ausgelöst.

Parallel dazu gehen die Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (LNG) nach Europa zurück, und die Bestände in den Lagern der Empfangsterminals schrumpfen. Seit Anfang Juli wurden 12 Prozent (etwa 1 Milliarde Kubikmeter) weniger regasifiziertes LNG in das europäische Fernleitungsnetz eingespeist als im Juni, und der Rückgang gegenüber dem Vorjahr liegt bei über 22 Prozent.

Klagen über Transit, Speicherkapazitäten und Preise hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, etwa 2015 und 2017, als die Gaswirtschaft von halbleeren Speichern berichtete und sich alarmiert zeigte. Deswegen relativieren einige Experten solche Warnungen. So sei der niedrige Füllstand der unterirdischen Gasspeicher mitten im Sommer nicht ungewöhnlich. Zudem verkauften die Gaskonzerne lieber das Gas aus den Speichern, statt zu hohen Preisen neues nachzukaufen. Man müsse nicht davon ausgehen, dass es in den Wintermonaten zu einer Angebotslücke auf dem Gasmarkt kommen wird. Schließlich habe Russland immer seine Lieferverpflichtungen eingehalten – auch in den heikelsten Momenten des Kalten Krieges.

Im Zeitraum von Januar bis Juli 2021 ist das Volumen der Gasförderung in Russland insgesamt um 13,2 Prozent gestiegen stieg und belief sich auf 442,08 Milliarden Kubikmeter, berichtet Interfax. Im Juli wurden 57,59 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert (plus 16,4 Prozent zum Vorjahr), auf Gazprom entfielen davon 38,2 Milliarden Kubikmeter und damit deutlich mehr als im Juli 2020 (32 Milliarden Kubikmeter).

[hrsg/russland.NEWS]

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