Financial Times: Nordstream 2 AG reagiert mit Separatunternehmen auf neue EU-Gasrichtlinie

Financial Times: Nordstream 2 AG reagiert mit Separatunternehmen auf neue EU-Gasrichtlinie

„Der Konzern, der die Nord Stream 2-Pipeline baut, um russisches Gas nach Deutschland zu importieren, prüft Pläne zur Ausgliederung der letzten 50 Kilometer in ein separates Unternehmen, was die Pläne der EU zur Regulierung des gesamten 9,5-Milliarden-Dollar-Projekts untergraben würde“, berichtete die Financial Times.

Laut dem Plan würde das neue Unternehmen einen kleinen Teil der Unterwasserpipeline in den deutschen Hoheitsgewässern besitzen und verwalten. Dieser Abschnitt würde den EU-Vorschriften unterliegen, der Rest von Nord Stream 2 (fast 1200 km durch die Ostsee) werde nicht in die Zuständigkeit der EU fallen, schreibt die FT.

Dieser Schachzug wird die Gegner von Nord Stream 2 zu verstärkter Kritik veranlassen. Die Bemühungen der EU um eine Diversifizierung der Energiequellen seien in Gefahr. Die USA haben mit Sanktionen gegen das Projekt gedroht und Deutschland wegen seiner Unterstützung für die Pipeline kritisiert. US-Energieminister Rick Perry verschärfte jüngst den Ton. Das Projekt habe „keine wirtschaftliche Basis“, Nord Stream 2 sei eine „politische Pipeline“, soll er in einem Gespräch mit Journalisten gesagt haben.

Washington befürchtet, dass der Kreml die Pipeline dazu verwenden könnte, die Gaslieferungen durch die Ukraine zu reduzieren, wodurch Kiew einer wichtigen Einnahmequelle beraubt würde. In Moskau, das bis Anfang 2020 an das abgeschlossene Transitabkommen mit Kiew gebunden ist, sieht man das anders. Russland habe mit dem Bau von Nord Stream 2 begonnen, um das Transportvolumen durch das Territorium der Ukraine zu verringern, schreibt Kommersant.

Deutschland und Gazprom (Eigentümer der Nord Stream 2 AG) argumentieren, dass die Erweiterung der bestehenden Pipeline sei ein ausschließlich wirtschaftliches Projekt, das zur Erhöhung der Gaslieferungen nach Europa dringend erforderlich ist.

Laut FT lehnten sowohl das Bundesministerium für Wirtschaft als auch die Nord Stream 2 AG eine Stellungnahme zu den Veröffentlichungen über die Ausgliederung eines Teils der Pipeline in ein separates Unternehmen ab. Das Unternehmen und das Ministerium sagten, dass sie auf den endgültigen Text der neuen EU-Gesetzgebung warten, die voraussichtlich im Sommer dieses Jahres in Kraft treten wird. Deswegen wurde der Vorschlag zur Aufteilung der Offshore-Teilstücke von Nord Stream 2 noch nicht mit den deutschen Aufsichtsbehörden diskutiert.

Das Projekt Nord Stream 2 sieht den Bau von zwei Gasleitungen von Russland durch die Ostsee nach Deutschland vor. Die Pipe wird die Transitländer die Ukraine, Weißrussland, Polen und andere osteuropäische und baltische Länder umgehen. Am Projekt beteiligt sind fünf europäische Energieversorger.  Die Pipeline soll bis Ende des Jahres fertig gestellt sein, wobei noch die erforderlichen Genehmigungen von Dänemark fehlen.

„Bislang wurden in der Ostsee 818 Kilometer Rohre verlegt. Dies entspricht genau einem Drittel der Gesamtlänge der Gaspipeline“, heißt es in einer Pressemitteilung. Derzeit sind mehr als 1.000 Menschen auf 20 Schiffen unterschiedlichster Art beschäftigt.

[hub/russland.NEWS]

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