Fast jedes zweite russische Unternehmen spürt Wegbleiben der Migranten

Fast jedes zweite russische Unternehmen spürt Wegbleiben der Migranten

Laut einer Studie des Zentrums für strategische Forschung (CSR) haben etwa 40 Prozent der Unternehmen, die traditionell Migranten beschäftigen, aufgrund von Arbeitskräftemangel Schwierigkeiten.

Moskaus Bürgermeister Sergei Sobjanin hatte am letzten Wochenende in einem TV-Interview berichtet, Moskau habe während der Pandemie bis zu 40 Prozent der Arbeitsmigranten verloren. Das Problem sei seiner Meinung nach ernst – es gibt nicht genügend Arbeiter in den kommunalen Diensten, besonders bei den Reinigungsarbeiten. „Handarbeit, Schaufel, Besen, Müll. Nicht alle Moskauer sind bereit, für solche Jobs zu arbeite“, so Sobjanin.

Inzwischen sind Kuriere Mangelware, klagen die Lieferservices. Dies sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Migranten Russland während der Coronavirus-Krise verlassen haben und die Nachfrage nach Lieferservices aufgrund der Selbstisolation stark gestiegen und danach hoch geblieben ist. Kunden sollten sich auf eine Erhöhung der durchschnittlichen Lieferzeiten vorbereiten.

Sobjanin zufolge wird das Problem mit dem Arbeitskräftemangel durch Automatisierung und Anwerbung von Menschen aus anderen Regionen gelöst werden müssen. Jugendliche ab 16 Jahren und Menschen mit Behinderungen sollten verstärkt herangezogen werden.

Auch die Daten der Zentralbank sprechen auch für das Wegbleiben von Migranten: Das Volumen der Überweisungen von Personen aus Russland in die GUS-Staaten im Mai 2020 blieb um etwa 20 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Der Verband der Lieferdienste hingegen bewertet die Situation auf dem Arbeitsmarkt als „Standard“ und sieht einen Anstieg der Zahl der Personen, die bereit sind, Lebensmittel zu liefern, so das Unternehmen.

Die CSR-Studie ergab, dass 38 Prozent der russischen Unternehmen bereit sind, Migranten als Arbeiter einzustellen, 10 Prozent tun dies „unter keinen Umständen“.

Im Jahr 2020 ist der Markt für die Lieferung von Fertiggerichten und Lebensmitteln aufgrund der Pandemie und Selbstisolation in Russland stark gewachsen. Laut Infoline-Analytica wird der Markt für Expresslieferungen (innerhalb einer Stunde) von Produkten bis Ende 2020 auf 30 Milliarden Rubel (etwa 333 Millionen Euro) wachsen. Der gesamte Online-Lebensmittelverkaufsmarkt wird Ende des Jahres 135 Milliarden Rubel erreichen, was etwa 1,5 Milliarden Euro entspricht.

[hrsg/russland.NEWS]

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