Bienchen summ‘ herum! – Summt Bienchen bald nicht mehr?

Bienchen summ‘ herum! – Summt Bienchen bald nicht mehr?

In Russland starben im Juni und Juli in mindestens dreißig Regionen massenhaft Bienenvölker. Die Verluste durch den Bienentod allein in diesem Jahr schätzt der russische Verband der Imker und Honigverarbeiter auf etwa 13,6 Milliarden Euro, ob in Moskau, Nischni Nowgorod, Rjasan, Rostow, Saratow, Krasnodar und Altai, Tatarstan, Udmurtien oder Mari El. Nach unterschiedlichen Quellen sind in Russland bereits zwischen 30.000 und 40.000 Bienenvölker gestorben.

In den Vereinigten Staaten verringerte sich die Anzahl der Bienenvölker von April 2018 bis April 2019 um gut 40 Prozent, ergab eine jährliche Umfrage unter Imkern. Ein bisher unerreichter Wert in der gesamten Beobachtungsgeschichte. Der jährliche Beitrag der Bienen zur Volkswirtschaft der Vereinigten Staaten wird auf 15 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bienen werden in den USA so selten und wertvoll, dass in diesem Jahr eine neue Art von Verbrechen in Kalifornien auftauchte – der Diebstahl von Bienenvölkern zum Weiterverkauf.

Allein in den vier südlichen Bundesstaaten Brasiliens starben in der ersten Jahreshälfte rund eine halbe Milliarde Honigbienen, teilte der Nationalverband der Imker vergangene Woche mit. Nach Angaben der UN stieg der Pestizidverbrauch in Brasilien in den letzten 25 Jahren um 770 Prozent. Das Landwirtschaftsministerium des Landes hat seit Januar dieses Jahres 290 neue Medikamente zugelassen, darunter Fipronil und Glyphosat, die in der Europäischen Union als mögliche Karzinogene für den Menschen unter Verdacht stehen. Scharf, wie die Debatte unter der neuen brasilianischen Regierung geführt wird, klagt der Präsident des Verbandes der Imker Brasiliens, Carlos Alberto Bastos, man habe in der Mehrheit der toten Bienen Spuren von Fipronil gefunden. „Dies ist ein Zeichen dafür, dass wir alle vergiftet sind.“

In einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) heißt es, die Sterberate unter bestäubenden Insekten habe sich weltweit um den Faktor 100 erhöht“. RIA Novosti spricht von einer „drohenden Bienenapokalypse“ und einer neuen Bedrohung der ganzen Menschheit.

Wissenschaftler können noch nicht genau sagen, was Bienen tötet, aber Imker beschuldigen Landwirte. Insbesondere die Ausbreitung von Monokulturen untergräbt die Nahrungsgrundlage von Insekten. Bienen können, wie Menschen, nicht davon leben, nur eine Art von Nahrung zu sich zu nehmen. Und da sich immer mehr Bauernhöfe auf den Anbau einer einzigen Kultur spezialisiert haben, müssen Insekten zu weit fliegen, um die für sie notwendige Nahrung zu finden.

Wissenschaftler machen Pestizide für den Tod der Bestäuber verantwortlich. In dem Bestreben, die Landwirte vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen und ihre Position auf dem globalen Lebensmittelmarkt zu stärken, schwächen die nationalen Regierungen ständig die Kontrolle über den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft.

Die FAO weist darauf hin, dass das Massensterben von Bienen die Gefahr einer starken Verschärfung der Ernährungsprobleme auf der ganzen Welt birgt. Tatsache ist, dass ohne Bestäubung durch Bienen die Produktion von 87 global wichtigen Nahrungsmitteln wie Beeren, Äpfeln, Birnen, Gurken, Kakao, Pfeffer, Tomaten, Zwiebeln und Kohl drastisch sinken wird.

Nahezu alle Ölsaaten – Sonnenblumen, Raps, Kokos und Ölpalmen – sind von Bestäubung abhängig. Die Rind- und Milchwirtschaft ist gefährdet, da die besten Futterpflanzen für Kühe und Schafe – Luzerne und Klee – von Bienen bestäubt werden. Auch Textilhersteller müssen sich Sorgen machen: Ohne Bienen sinkt der Baumwollertrag um durchschnittlich 62 Prozent – bei abnehmender Qualität der Fasern.

Hätten die Bienen ein globales Konto, auf dem man ihre Bestäubungsarbeit entlohnen müsste, wären einem UN-Bericht zufolge weltweit 577 Milliarden Dollar pro Jahr fällig.

Es geht nicht nur um den direkten Verlust von Imkern. Es wird auch indirekte Verluste für alle geben. Als erstes wird ist der Preise für Honig steigen. Wie Experten sagen, wird dies besonders im Jahr 2020 spürbar sein, da viele Bienenstöcke, die es nicht geschafft haben, ausreichende Nahrungsreserven aufzubauen, den kommenden Winter nicht überleben werden.

Die Honigpreise werden voraussichtlich im nächsten Sommer zwischen 20 bis 50 Prozent steigen und die Produktion von gefälschtem Honig zunehmen. Natürlicher Honig wird per Definition kein „gesundes Produkt“ mehr sein – es besteht ein sehr hohes Risiko, dass er Pestizide enthält.

Mittelfristig werden wir mit einem Rückgang der Erträge der wichtigsten Kulturen und einem rasanten Anstieg der Preise für Gemüse, Obst, Nüsse und Beeren konfrontiert sein. Viele werden mehr stärkehaltige Lebensmittel wie Reis, Mais und Kartoffeln essen müssen, um Geld zu sparen, was sich negativ auf die öffentliche Gesundheit in allen Ländern auswirken wird. „Der Rückgang der Erträge droht vor allem die mehr als 820 Millionen Menschen zu treffen, die weltweit bereits als unterernährt gelten“, so der FAO-Bericht.

Die Industrieländer versuchen, einen technologischen Ersatz für Bienen in Form von Drohnenbestäubern zu schaffen. Diese Technologien werden jedoch nicht in Kürze verfügbar sein und nicht vor dem Anstieg der Lebensmittelpreise schützen.

Auch die in China manchmal praktizierte manuelle Bestäubung sieht nicht wie ein Allheilmittel aus – aufgrund des zeitaufwendigen Prozesses sind die Kosten für das Endprodukt 65mal höher als bei Bienen.

Der ehemalige Bürgermeister von Moskau, der erfahrene Imker Juri Luschkow, will strengere Vorschriften für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. „Das ist wirklich eine Tragödie“, aber die staatlichen Maßnahmen werden zusammen mit einem allgemeinen Verständnis der Gesellschaft dazu beitragen, ein Gleichgewicht zwischen dem Erhalt der Pflanzen und der Erhaltung der Bienenpopulation zu finden“, hofft Juri Luschkow.

In diesem Sinne: „Bienchen summ` herum“

[hub/russland.NEWS]

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