Die russischen Behörden diskutieren Maßnahmen zur Unterstützung von AwtoWAS wegen der wachsenden Schuldenlast des Unternehmens, sagte Sergej Tschemesow, Leiter der Staatskorporation Rostec – Miteigentümer des Herstellers der Marke Lada. Ihm zufolge sind die Zinszahlungen an die Banken um Milliarden Rubel gestiegen, weil der Leitzins der Zentralbank angehoben wurde.
„Natürlich wäre es besser, diese Gelder für die Finanzierung des Investitionsprogramms zu verwenden. Der Staat versteht das auch und gibt das Werk nicht auf. Soweit ich weiß, diskutieren die zuständigen Abteilungen jetzt darüber, wie man AwtoWAS in dieser Situation helfen kann“, sagte Tschemesow der Nachrichtenagentur Interfax.
Der Rostec-Chef betonte, dass die Industrieunternehmen unter den Bedingungen der verschärften Geldpolitik der Zentralbank vor großen Schwierigkeiten stünden. Die Zinserhöhung treffe vor allem die Rüstungsindustrie.
„Wir haben große Verpflichtungen gegenüber der Armee und anderen staatlichen Kunden. Gleichzeitig haben die meisten unserer Produkte einen langen Produktionszyklus von einem Jahr und mehr. Die Vorauszahlungen der Kunden reichen in der Regel nicht aus, um alle Arbeiten abzuschließen, und die Aufnahme von Krediten zu einem irrsinnigen Zinssatz ist für das Unternehmen Selbstmord“, fügte Sergej Tschemesow hinzu.
Im September erklärte der Präsident von AwtoWAS, Maxim Sokolow, gegenüber RBC, dass die Schulden des Unternehmens mehr als 100 Milliarden Rubel, rund 1 Milliarde Euro betragen. Im Februar erklärte der russische Minister für Industrie und Handel, Denis Manturow, dass die Behörden die Möglichkeit einer staatlichen Unterstützung für AwtoWAS erwägen, um die Schuldenlast zu verringern. Im vergangenen Jahr stieg der Absatz von AwtoWAS in Russland um 70 Prozent auf 374.000 Fahrzeuge. Der Präsident des Unternehmens erklärte, dass der Konzern bis Ende 2024 mehr als 450.000 Fahrzeuge verkaufen will.
Auch Deutschlands Autohersteller klagen über sinkende Einnahmen. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 fiel der Gewinn von Audi im gleichen Zeitraum dieses Jahres um 91 Prozent von 1,2 Milliarden Euro auf 106 Millionen Euro, der Gewinn von BMW fiel von 4,3 Milliarden Euro auf 1,7 Milliarden Euro und der Gewinn von Mercedes fiel um 64 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.
Infolgedessen verbreiten sich Gerüchte, BMW, Mercedes und Audi könnten bereits 2025 nach Russland zurückkehren. Kremlsprecher Dmitri Peskow hält es jedoch für verfrüht, über die Rückkehr europäischer Automobilhersteller auf den russischen Markt zu sprechen. Der Kreml habe noch keine offiziellen Erklärungen der Hersteller gehört, aber Moskau sei bereit, seinen Markt für sie zu öffnen, da der Wettbewerb zu niedrigeren Preisen führen werde.
Laut Webseite VL.ru denken auch japanische Autokonzerne darüber nach, den Export japanischer Autos bestimmter Modelle nach Russland wieder aufzunehmen. Insbesondere „milde Hybride“ (Autos mit Elektro- und Benzinmotor) könnten nach Russland kommen, da sie nicht unter die japanischen Sanktionen fallen.
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