Autoindustrie: Mercedes parkt vor Moskau

Autoindustrie: Mercedes parkt vor Moskau

Durch russischen Standort Teilhabe an öffentlichen Auftragsvergaben

19 Milliarden Rubel Investitionen und die Kapazität von 25 Tausend Autos pro Jahr – das sind die Schlüsselindikatoren des neuen Mercedes-Benz-Werks in der Region Moskau. Einer der weltweit führenden Hersteller von Premium-Autos wollte in Russland schon lange ein eigenes Unternehmen gründen. Seit Ende der 2000er Jahre wurde darüber diskutiert und 2015 schliesslich darüber informiert, dass der Konzern die Produktion im Autowerk «ZiL» in Moskau ansiedelt.

Mittlerweile wurde die Produktionsstätte des deutschen Unternehmens in das Industriegebiet «Esipovo» in der Region Solnechnogorsk der Region Moskau verlegt. Hier wurde 2017 mit dem Bau auf einer Fläche von 85 Hektar begonnen. Gleichzeitig unterzeichnete Daimler einen Investitionsvertrag mit den russischen Behörden, wonach der Autohersteller Steuer- und andere Vorteile als Gegenleistung für Investitionsgarantien, Produktionsstandort und eine definierte Anzahl gebauter Autos erhielt.

Laut Daimler kann das Unternehmen bei zufriedenstellender Nachfrage die derzeitige Kapazität auf 35 Tausend Fahrzeuge pro Jahr steigern. Das erste Fahrzeug, das von der Montagelinie des neuen Werks kam, war das Modell der E-Klasse von Mercedes-Benz. Zunächst werden solche Limousinen im Unternehmen produziert, später sollen drei Crossover-Modelle hinzukommen: GLC, GLE, GLS.

Mercedes-Benz ist in Russland seit langem führend im Verkauf von Premium-Automobilen: Im vergangenen Jahr verkaufte die Marke 37,8 Tausend Autos und übertraf damit ihren nächsten Konkurrenten BMW um 2 Tausend, Lexus um 14 Tausend und Audi um 21 Tausend. Die Entstehung des lokalen Werks gibt der Entwicklung von Mercedes-Benz in Russland zweifelsohne neue Impulse. Besonders wichtig für Mercedes-Benz ist dabei, dass es nun möglich ist, sich für staatliche Aufträge zu bewerben. Dies ist ein wesentlicher Vorteil auf dem russischen Markt, da die Konkurrenten – z. B. BMW oder Audi – zwar in Russland montieren, nicht aber komplett produzieren (bzw. der Anteil an in Russland hergestellten Teilen zu gering ist). Und deswegen dürfen sie von staatlichen Unternehmen nicht erworben werden.

Es sei darauf hingewiesen, dass der Start der Produktion von Mercedes-Benz in Russland nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches Ereignis ist. Von deutscher Seite kamen der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, und der deutsche Minister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier , zur Eröffnungszeremonie. Von russischer Seite nahm Präsident Wladimir Putin an der Veranstaltung teil. Für das europäische und globale Business ist der Start des neuen großen Unternehmens eine Demonstration dafür, dass trotz der Sanktionen und internationalen Spannungen die großen europäischen Konzerne weiterhin in Russland investieren. Bei der Zeremonie erinnerte der russische Präsident daran, dass er kürzlich selbst offiziell mit einem Mercedes-Benz unterwegs war. An die Eröffnung kam er allerdings bewusst in einem russischen «Aurus». Vor der Eröffnungsfeier des Werks begutachtete Wladimir Putin die Fertigungslinien des Werks, die für die gleichzeitige Produktion mehrerer Automobilplattformen ausgelegt ist. Er machte darauf aufmerksam, dass die Fabrik etwa Tausend neue Arbeitsplätze schaffe und die Investitionen aus verschiedenen Ebenen des Staatshaushalts in den nächsten zehn Jahren etwa vier Milliarden Rubel betragen würden.

Mit freundlicher Genehmigung von Expert online

[bz/russland.CAPITAL]

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