Seit dem Beginn der Invasion in der Ukraine wurde Russland vom Westen mit einer noch nie dagewesenen Zahl von Sanktionen belegt. Die ersten Sanktionen gegen Russland wurden im Jahr 2014 verhängt. Doch erst 2022 kam auf Russland ein regelrechter Sanktionsregen runter: In kurzer Zeit wurden mehr als 10.000 Sanktionen verhängt.
Die Analysten von S&P Global Market Intelligence, die eine Echtzeitliste aller verhängten Sanktionen veröffentlichen, sagen voraus, dass wegen diesen Maßnahmen Russland zehn Jahre brauchen würde, um seine Wirtschaft wieder auf das Niveau von 2021 zu bringen. Nach ihren Schätzungen wird der Rückgang des russischen BIP in diesem Jahr 11,1 Prozent betragen, bis 2024 wird er sich auf 1,9 Prozent verlangsamen.
Experten der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung sagten im Juli 2022 voraus, dass die Sanktionen die russische Wirtschaft zwischen 6,4 und 11,5 Prozent des Rückgangs kosten könnten, je nach den verschiedenen Szenarien der Krisenentwicklung. Doch nach Angaben der Statistikbehörde Rosstat schrumpfte die russische Wirtschaft im Jahr 2022 nur um 2,1 Prozent. Auch die Schätzung des BIP für 2022 fiel deutlich besser aus als von den meisten Ökonomen erwartet.
Im August erklärte Präsident Putin, Russland sei Ende letzten Jahres zu einer der fünf größten Volkswirtschaften der Welt aufgestiegen. Im September erklärte er, die Erholung der russischen Wirtschaft nach den Sanktionen sei abgeschlossen. Allerdings könnte die russische Wirtschaft aufgrund der westlichen Sanktionen in Zukunft mit einer längeren und tieferen Rezession konfrontiert sein, als die Regierung behauptet, zitiert Bloomberg einen internen Bericht der russischen Regierung, der für eine Klausurtagung erstellt wurde. Dort sind die Schätzungen wesentlich pessimistischer. Demnach wird sich die russische Wirtschaft erst am Ende des laufenden Jahrzehnts oder später wieder auf das Vorkriegsniveau erholen. So geht eines der möglichen Szenarien davon aus, dass der Rückgang des BIP im Jahr 2023 8,3 Prozent betragen wird. Dies weicht stark von den offiziellen Prognosen ab, denen zufolge der Rückgang des BIP in Russland 4 Prozent nicht überschreiten wird.
Um den Sanktionen des Westens zu begegnen, hat sich Russland von den europäischen Märkten auf die östlichen und asiatischen Märkte verlagert. Darüber ist der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin nun nicht sehr glücklich. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die östlichen Märkte noch härter sind. Dort herrscht bereits ein ernster Krieg mit uns, ein Wirtschaftskrieg“, beklagte Sobjanin. Ihm zufolge haben die asiatischen Länder beschlossen, den größtmöglichen Nutzen aus der Situation zu ziehen, die sich nach dem Krieg in der Ukraine entwickelt hat. Gleichzeitig „schenkt“ niemand Russland Technologie, weder im Bereich des Maschinenbaus, noch im Bereich des Flugzeugbaus, noch im Bereich der Mikroelektronik. Dies sagte Sobjanin auf dem Moskauer Finanzforum. Er rief dazu auf, Lehren aus dieser Erfahrung zu ziehen und sie bei der Planung von Maßnahmen zur staatlichen Unterstützung in Russland zu nutzen. Darüber hinaus ist es notwendig, die Produktion von Technologien in Russland selbst zu entwickeln, vor allem in den Bereichen Mikroelektronik, Automobilbau, Raumfahrttechnologien, Satelliten und unbemannte Technologien.
[hrsg/russland.NEWS]
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