„Antinickel-Rhetorik muss der Kirkenes-Expertise weichen!“Andrej Grachew

„Antinickel-Rhetorik muss der Kirkenes-Expertise weichen!“

In letzter Zeit beschäftigt sich Norwegen des Öfteren mit der Frage der Luftverschmutzung an der russisch-norwegischen Grenze. Beschuldigt wird dabei das russische Industrieunternehmen „Nornickel“. Unter anderem geht es der norwegischen Regierung um den Ausstoß von Schwefeldioxid (SO2). russland.news traf sich mit dem Direktor der Abteilung für föderale und regionale Programme von „Nornickel“, Andrej Grachew, und stellte einige Fragen zu diesem, politisch gesehen, doch sehr heiklen Thema.

Herr Grachew, was denken Sie über die Reklamationen der norwegischen Seite?

Ja, diese Reklamationen gibt es. Der norwegische Klima- und Umweltminister, Ola Elvestuen, hat bei unserem letzten Treffen am 19. Februar das Problem der Luftverschmutzung im Grenzbereich angesprochen. Aber man muss auch die andere Seite der Thematik verstehen – es gibt keine sterile Metallurgie. Alle Unternehmen dieser Branche haben ihre Einwirkungen auf die Umwelt. Wir sind hier keine Ausnahme. Aber im Gegensatz zu vielen Anderen kann sich „Nornickel“ als Leader im Bereich der Umweltschutzprogramme und Investitionen in die Ökologie bezeichnen. Die Realisierung dieser Projekte wird eine enorme Senkung von Schadstoffen in die Umwelt zur Folge haben. Zum Beispiel, alleine unser Schwefelprojekt in Norilsk wird uns etwa 2,5 Milliarden Dollar kosten. Bis 2024 wird der Schadstoffausstoß dort radikal gesenkt – auf 75 Prozent. 2016 haben wir unser ältestes Werk „Nickel“ geschlossen. Der Ausstoß in der Region Norilsk ist sofort um 30 Prozent gesunken.

„Nornickel“ trägt ein schweres sowjetisches Vermächtnis, als sich mit Umweltfragen im Großen und Ganzen niemand beschäftigt hat. Man kann nicht von jetzt auf morgen das lösen, was sich jahrzehntelang aufgestaut hat. Norwegen lebt schon lange mit dem Problem, was ich oben angesprochen habe, und lebt damit auch zu heutiger Zeit. Wir für unseren Teil nehmen sehr starke Maßnahmen vor, um die gegebene Situation zu verbessern.

Was hat sich seit dem Zerfall der Sowjetunion am Verhältnis zu Norwegen verändert?

Ich denke, dass Norwegen zu heutiger Zeit mit „Nornickel“ einen effektiven und verlässlichen Partner hat. Die Seriosität und Effektivität dieses partnerschaftlichen Verhältnisses wird durch die positiven Veränderungen bestätigt, die dank unserer entschlossenen Handlungen im Bereich der Ökologie, der Zusammenarbeit an der Grenze und der Transparenz unseres Unternehmens entstanden sind. Übrigens, ich würde gerne unterstreichen, dass von 1998 bis 2108 der Ausstoß in unserem Kola GMK Werk schon um das Zweieinhalbfache gesenkt wurde.

Außerdem bleiben wir nicht auf der Stelle stehen, wir führen den Prozess fort und verheimlichen nichts.  „Nornickel“ investiert sehr viele Mittel in das Monitoring und die Kontrolle unserer Produktionsprozesse und ihrer Auswirkungen auf die Umwelt in Russland und im Grenzbereich.  Wir arbeiten auch eng mit der norwegischen Firma „Nordic Seal“ zusammen, die zum Ende letzten Jahres Möglichkeiten zur Modernisierung unserer Öfen in Nickel bereitgestellt hat. Diese Angebote werden zurzeit von unseren technischen Spezialisten überprüft.

Ganz wichtig ist es für uns, ständig im Dialog zu bleiben, für den wir sehr offen sind. Ende 2018 hat auf unsere Initiative hin ein Expertenseminar mit Teilnahme von Vertretern der russischen und norwegischen Regierung, Umweltwissenschaftlern und dem Vorstand unseres Unternehmens in unserem Office in Moskau stattgefunden. Wir haben über Fragen zur ökologischen Gesetzgebung und der Einführung der BVT [Beste verfügbare Techniken, Anm. d. Red.] gesprochen, haben Bilanzen der ökologischen Tätigkeit von „Nornickel“ seit unserem letzten Treffen vor fünf Jahren gezogen.

Erst neulich, am 19. Februar, hat die 20ste Sitzung der russisch-norwegischen Kommission für Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes stattgefunden. Traditionell hat eine Delegation von „Nornickel“ aktiv teilgenommen.

Teilen Sie uns doch bitte die Pläne im Bereich der Senkung des Schadstoffausstoßes für die Kola GMK Anlage an der Grenze mit.

Die geplanten Investitionen und die Modernisierung erlauben uns den Schwefelausstoß zu senken, zum Beispiel, von 89.000 Tonnen (1998) auf 37.000 Tonnen (2017) im Kola Werk in Monchegorsk. Mit dem Ziel, unsere negative Auswirkung auf die Umwelt zu vermindern, haben wir entschieden, uns von der Verarbeitung des „armen Konzentrats“ [enthält weniger Metall, erfordert mehr Aufwand] in der Zeche in Nickel zu verabschieden. Unser Ziel in diesem Werk ist es, bis Ende 2019 den Schadstoffausstoß um 50 Prozent zu senken. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Ganz unabhängig von den erbrachten Anstrengungen, spürbare Luftverschmutzung findet dennoch zeitweise statt…

Ja, das passiert und kann so lange passieren, bis die geplanten Modernisierungsarbeiten nicht vollständig beendet sind. Anormale Situationen entstehen wegen technischer Fehler und schlechten Wetterbedingungen. Jedoch gelten sie als Seltenheit, sie sind unbeabsichtigt. In der Regel beseitigen wir sie in kurzer Dauer.

Wie sieht es mit den Investitionen und der Rentabilität der Umweltprojekte von „Nornickel“ aus?

Die Umweltprogramme sind kostenaufwändig und man braucht hier von keiner Rentabilität zu sprechen. Aber dieser Aufwand ist Teil unserer Investitionsprojekte und der Zyklen der strategischen Entwicklung von „Nornickel“. Wir werden unseren Verpflichtungen unbedingt nachkommen.

Spüren Sie in irgendeiner Weise eine Unterstützung von der norwegischen Seite, was die Anstrengungen zur Verbesserung  der ökologischen Situation in der Region von „Nornickel“ angeht?

Verständnis und Unterstützung sind sehr wichtig für uns. Gleichzeitig geben uns die Wellen negativer Berichterstattung der Massenmedien keine neue Inspiration und Enthusiasmus und legen uns einfach nur Steine in den Weg. Solche nicht-freundschaftlichen Aktionen entfernen uns nur von Lösungen und Perspektiven, was ökologische Fragen angeht, und erschweren uns den Dialog mit den Aktionären. Insbesondere mit denen, die in Investitionen in Umweltschutz keinen rationalen Hintergrund sehen. Glauben Sie mir, auch solche Aktionäre haben wir.

Wir wissen ganz genau, dass Norwegen schon mit ähnlichen ökologischen Problemen zu kämpfen hatte, in der Kleinstadt Kirkenes zum Beispiel. Dort wurden die Probleme erfolgreich gelöst. „Nornickel“ zählt auf Hilfe der norwegischen Seite und hofft, dass die „Anti-Nickel“ Rhetorik der Kirkenes Expertise weichen kann. Womöglich können wir dann Projekte mit gemeinsamer Finanzierung ausarbeiten. Und ich bin überzeugt, dass in so einer Sachlage alle Seiten interessiert sind.

[russland.NEWS]

Kommentare