„Keine apokalyptische Färbung“: Absturz am Ölmarkt

„Keine apokalyptische Färbung“: Absturz am Ölmarkt

Russisches Erdöl der Marke Ural mit Lieferung in Mittelmeerhäfen wird unter 10 Dollar pro Barrel gehandelt, berichtete die Zeitung „Wedomosti“ unter Berufung auf Daten von Refinitiv. Die Nordseesorte Brent wird zum Preis von 19,5 Dollar pro Barrel gehandelt. So sind die Ölpreise auf das Niveau vom Februar 2002 gefallen. Experten nennen mehrere Gründe für den Preisverfall. Erstens nimmt aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Nachfrage nach dem „schwarzen Gold“ weltweit ab: Die meisten Länder haben Quarantäne eingeführt, die Grenzen geschlossen und die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger eingeschränkt, und Unternehmen haben ihre Tätigkeit eingestellt. Darüber hinaus haben die OPEC+-Mitgliedsstaaten im März die Produktionsvereinbarungen nicht verlängert, und die Ölpreise haben sich seit Anfang des Jahres mehr als halbiert. Damals erklärte der Vorstandsvorsitzende von Rosneft Igor Setschin, dass er im Zusammenbruch der Ölpreise „kein Drama“ sieht. Es gab Spekulationen, dass es Rosneft war, das den Rückzug aus dem Abkommen initiierte, um Druck auf Saudi-Arabien auszuüben.

Die OPEC+-Länder konnten bei einer Dringlichkeitssitzung am 12. April die Produktionskürzung im Mai-Juni dann doch abschließen. Die endgültige Quote für die Produktionsabschaltung für zwei Monate wird 9,7 Mio. b/d statt 10 Mio. b/d (bps) betragen, da Mexiko eine geringere Quote als erwartet übernommen hat. Gemäß den Bedingungen der Abkommen werden Russland und Saudi-Arabien die Ölförderung zu gleichen Teilen kürzen – 2,5 Mio. bps gegenüber dem Ausgangsniveau von 11 Mio. bps. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur kann das OPEC+-Abkommen den Rückgang der weltweiten Nachfrage jedoch nicht ausgleichen. Es könnte aber dazu führen, dass die Reserven in der zweiten Jahreshälfte vor dem Hintergrund überhöhter Rohstoffe sich zu reduzieren beginnen.

Und noch ein wichtiger Faktor: Der Markt „glaubt“ nicht an die Möglichkeit einer steigenden Nachfrage in naher Zukunft. Darüber sind fast 80 Prozent der weltweiten Öllagerkapazitäten, einschließlich der Offshore-Kapazitäten sind ausgefüllt, was auch Druck auf die Preise ausübt.

Unterdessen versucht der Kreml, Optimismus zu verbreiten. Man beobachte die Dynamik der weltweiten Ölpreise sehr genau, und die russischen Behörden verfügen über alle Reserven, um die negativen Folgen fallender Ölpreise zu minimieren, sagte der Sprecher des Präsidenten, Dmitri Peskow am Dienstag vor Journalisten. „Natürlich werden diese Ressourcen, die zur Verfügung stehen, bei Bedarf genutzt“, fügte er hinzu. Seiner Meinung nach ist es nicht nötig, der Situation „eine apokalyptische Färbung zu geben“. Peskow verwies auf Stellungnahmen von Experten: „Allen Fachleuten ist wohl bewusst, dass dies kein Grund für eine allzu negative Einschätzung der gegenwärtigen Realität ist, denn die Ölpreise zeigen zwar keine positive Dynamik, aber sie unterliegen nicht so drastischen Veränderungen, wie die Öl-Futures“. „Diese Situation ist unangenehm, aber dennoch sollte man sie nicht mit der heutigen Dynamik der Ölpreise in Verbindung bringen“, wiederholte Peskow.

[hrsg/russland.NEWS]

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