Nabiullina riet russischen Banken von Operationen mit Euro und Dollar ab

Nabiullina riet russischen Banken von Operationen mit Euro und Dollar ab

Operationen in Euro bringen den russischen Banken keine Gewinne mehr, mahnte die Vorsitzende der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina. In einem Interview mit dem deutschen Handelsblatt sprach sie ebenso über das Ende der Beeinträchtigungen für die russische Wirtschaft durch westliche Sanktionen.

„Wir warnen russische Banken vor Operationen mit dem Euro. Die bringen ihnen keinen Gewinn mehr. Wenn Sparer Geld auf Euro-Konten anlegen, muss dieses Geld ja irgendwo von der Bank angelegt werden. Und dabei gibt es fast nur noch Instrumente mit Minuszinsen. Das bringt Banken Verluste. Da Negativzinsen für Einlagen in Russland untersagt sind, haben die Banken die Gebühren für Euro-Konten so erhöht, dass kaum noch Sparkonten in dieser Währung angelegt werden. Wir als Zentralbank achten darauf, dass russische Banken kein zu hohes Devisenrisiko in ihren Büchern haben, egal ob in Euro oder Dollar“

Nach Angaben der VTB hat sich bereits die Hälfte der zehn größten russischen Banken geweigert, Einlagen in Euro zu akzeptieren. Weitere fünf Banken bieten Einlagen in Euro an, meist mit einer symbolischen Rendite von 0,01 Prozent pro Jahr.

Auf die Frage, ob die Sanktionen des Westens die russischen Banken weiterhin beeinflussen, antwortete Nabiullina: „Faktisch nicht mehr. Nur noch direkt sanktionierte Firmen und Banken leiden unter Beschränkungen. Aber sie werden durch ihren Zugang zum innerrussischen Finanzsystem weitgehend ausgeglichen.“ Nabiullina erinnerte daran, dass die russischen Behörden nach der Einführung von Sanktionen zu „radikalen Maßnahmen“ greifen mussten. „Wir haben den Rubelkurs freigegeben, statt ihn wie vorher in einem Wechselkurskorridor zu halten.“ Prinzipiell habe sich das Bankensystem inzwischen an die Sanktionen angepasst.

Die Zentralbankchefin verheimlichte nicht, das „wir eine De-Dollarisierung unseres Finanzsektors und Handels betreiben, um uns weniger angreifbar zu machen“. Sie räumte interne Diskussionen darüber ein, warum „die Wachstumsraten der Wirtschaft hinter den Erwartungen und Wünschen zurückbleiben“. Den Zustand der russischen Wirtschaft beschreibt sie mit „im globalen Konjunkturzyklus sind Rohstoffe sehr preisanfällig“, wodurch ein „Exportrückgang“ zu verzeichnen ist. Das werde „negative Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, den Finanzsektor und unseren Staatshaushalt haben.“

Das Bankensystem und Finanzsystem, wozu Nabiullina auch Versicherungen und Pensionsfonds zählt, hält sie für stabil. „In den letzten fünf Jahren haben wir chronisch unterkapitalisierte Banken, Geldhäuser ohne normales Kreditgeschäft und Institute, die Geldwäsche betrieben, vom Markt genommen.“

Der hohe Staatsanteil im Bankensektor sorgt sie weniger als die Dominanz weniger großer Institute. Es gebe „einen sehr großen und dominanten Spieler“. Damit meinte sie die mehrheitlich der Zentralbank gehörende Sberbank, deren Expansionsdrang in alle Bereiche sie einschränken will. „Für uns ist das Wichtigste, dass neue Technologien im Finanzsektor nicht nur den großen Spielern zur Verfügung stehen. Deshalb bauen wir als Zentralbank den Bereich Digital Finance aus, um Konkurrenz zu schaffen“.

Auf die Frage, ob sie wirklich unabhängig sei oder ob Präsident Wladimir Putin Sie ständig anrufe, antwortete im Stil einer Politikerin: „In die Geldpolitik versuchen viele hereinzureden. Deshalb ist es so wichtig, dass Zentralbanken ihre Entscheidungen allein auf Basis ihrer professionellen Analyse treffen. Das versuchen wir“.

[hrsg/russland.NEWS]

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