Sind die Tage von Telegram in Russland gezählt?

Sind die Tage von Telegram in Russland gezählt?

Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor hat den Instant Messaging-Dienst Telegram gewarnt und dem Unternehmen mitgeteilt, dass es den Anweisungen des Föderalen Sicherheitsdienstes FSB nachkommen muss. Sonst könnte Telegram in Russland blockiert werden.

Roskomnadzor stellte Telegram eine Frist von 15 Tagen, um entschlüsselte Kopien aller Benutzerkorrespondenzen bereitzustellen. Wenn Telegram dies ablehne, kann Roskomnadzor ein Gericht bitten, den Messenger-Dienst landesweit zu blockieren.

Am frühen Dienstag verlor Telegram seine Klage gegen den FSB beim Obersten Gerichtshof Russlands, der entschied, dass die Forderungen des FSB das Recht der Russen auf Privatsphäre nicht verletzen. Telegram reagierte, dass es das Urteil nicht umsetzen und die persönliche Korrespondenz seiner Kunden niemals an russische Beamte abgeben werde.

„Drohungen Telegram zu blockieren, wenn es keine privaten Daten der Benutzer weitergibt, werden keine Früchte tragen. Wir werden weiterhin Freiheit und Privatsphäre verteidigen“, sagte der Gründer des Dienstes, Pavel Durov. Wenn der FSB den Verschlüsselungscode in die Hände bekomme, erhält der Geheimdienst Zugriff auf die Korrespondenz aller Benutzer.

Telegram will Berufung gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Russlands einlegen, der die Klage gegen den FSB abgewiesen hat.

Alexander Litrejev, ein Experte für Cyber-Sicherheit, vermutet „jetzt läuft alles darauf hinaus, dass Telegram in Russland gesperrt wird. Pavel Durov wird in jedem Fall keine Kompromisse eingehen. Die einzige Option für User, die Telegram weiter nutzen wollen, sei dann die Einbeziehung von VPN- oder Proxy-Diensten“. Der Experte meint, dass die Sperren von Roskomnadzor nicht besonders gut funktionieren und daher nicht alle Nutzer von Telegram ausschließen können.

Litrejev entwirft ein weiteres Szenario für die Entwicklung der Situation: Yandex und Google könnten die Anwendung einfach von ihren Servern entfernen.

Letztes Jahr zwang die russische Medienaufsichtsbehörde Telegram, sich als Informationsverbreiter im Rahmen der neuen Antiterror-Gesetzgebung zu registrieren. Anschließend forderte der FSB von Telegram, alle Nachrichten zu entschlüsseln, die über das Netzwerk gesendet wurden. Als Telegram dies ablehnte, wurde eine Geldstrafe von 800.000 Rubel (etwa 14.000 Dollar) verhängt, die Telegram vor dem Obersten Gerichtshof anfocht.

Sollte Telegram der russischen Regierung ernsthaft in die Quere kommt, sind die Tage des beliebten Messengers für die meisten Russen gezählt.

[hub/russland.NEWS]

Kommentare