Sperrung von Telegram kann wirtschaftliche Schäden von zwei Milliarden Dollar verursachentelegram

Sperrung von Telegram kann wirtschaftliche Schäden von zwei Milliarden Dollar verursachen

Gemäß der in Skolkowo angesiedelten Softwarefirma Flexbby haben rund 400 russische Unternehmen und Organisationen, die Google und Amazon nutzen, bereits gelitten. Sie durchlebten Störungen in der Lagerverwaltung, bei Geschäftsanwendungen, in wissenschaftlichen KI-Systemen, bei der Geolokalisierung, Überweisungen, Interaktionen mit Banken, Kundenservice usw. Der Lebensmitteldiskonter Dixi war stillgestellt, da alle Kassen ausfielen und in den Niederlassungen von Volvo standen alle Systeme still. Allein der Verlust für russische Geschäftsleute könnte sich im Falle einer Sperrung in den kommenden Monaten nach Schätzungen des Unternehmens auf eine Milliarde Dollar summieren. Zusätzlich kann die Aussetzung ihrer Cloud-Dienste Amazon und Google zusammen bis zu 940 Millionen Dollar im Jahr 2018 kosten, prognostiziert Flexbby.

Internet-Ombudsmann Dmitri Marinitschew sagte Kommersant, er erwarte einen „Schneeball“ aus Beschwerden von Unternehmen, die von den Störungen durch die drastischen Maßnahmen von Roskomnadzor betroffen sind. Denen soll geholfen, sagte Sergei Grebennikow, der Leiter von ROCIT (Regionales öffentliches Zentrum für Internet-Technologien) gegenüber Tass. Zusätzlich will die Electronic Communications Association helfen, Informationen über die Probleme einzelner Unternehmen an Roskomnadzor zu übermitteln.

Andrey Prokofjew, Generaldirektor von Flexbby, sprach bereits mit dem russischen Internet-Ombudsmann über Maßnahmen, um die Probleme der von den Blockaden betroffenen Unternehmen zu lösen. Er schlug Marinitschew vor, ein operatives Hauptquartier von Vertretern aus Regierung und Wirtschaft zu bilden. Zusätzlich seien Gesetzesänderungen notwendig, die ausschließen können, dass „lebenswichtige russische Dienstleistungen einseitig blockiert werden“. Roskomnadzor hat inzwischen versprochen, die großen Subnetze aus der Verbotsliste herauszunehmen.

Vertreter von Roskomnadzor stehen Amazon und Google in Verhandlungen. Insbesondere verlangt Roskomnadzor, dass Amazon und Google dem Messenger keine IP-Adressen zur Verfügung stellen, um die Sperre umgehen zu können. Laut dem stellvertretenden Leiter von Roskomnadzor, Vadim Subbotin, soll sich Amazon weigern, Telegram die Benutzung seiner Dienste zu verbieten. „Kontakte mit Amazon haben noch nicht zu positiven Ergebnissen geführt. Vielleicht aus politischen Gründen.“ Die Gespräche mit Google hingegen verlaufen „konstruktiver“. Man stehe in einem „substanzieller Dialog“. Nicht nur Roskomnadzor, sondern auch andere Teilnehmer, einschließlich der Hosting-Provider, müssten an der Umsetzung der Gerichtsentscheidung mitarbeiten.

Damit hat die FSB-Forderung und ihre Umsetzung endgültig die Politik erreicht. Alexei Kudrin, Chef des Zentrums für strategische Forschung (CSR), nahm heute den Ball auf und kritisierte, „diese Operation wurde ohne ausreichende Vorbereitung durchgeführt“. Es sei sofort ersichtlich, dass die Initiatoren dieser Schritte nicht alle Konsequenzen durchdacht haben, sagte Kudrin einem Interview mit Interfax. Russland neue Möglichkeiten für das Wachstum der Arbeitsproduktivität in den nächsten sechs Jahren werden zu fast einem Drittel durch die Digitalisierung der Wirtschaft gewährleistet. Die jüngsten Maßnahmen „erschweren die weitere Digitalisierung der russischen Wirtschaft“, so Kudrin. Er selber benutze den Messenger weiterhin.

Roskomnadzor begann am 16. April, Telegram zu blockieren. Der Messenger schaffte es, die Sperrungen zu umgehen, indem er die IP-Adressen änderte, Dienste von Drittanbietern nutzte und auf Cloud-Speicher auswich. Als die Netzwerker von Roskomnadzor begannen, großflächig Subnetze zu blockieren, kam es zu einer Palette von Problemen. Der Zugang zu Telegram ist bis heute nicht unterbrochen.

[hub/russland.NEWS]

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